Hosena liegt am Schnittpunkt der Bahnlinien Horka-Falkenberg und Lübbenau-Kamenz. Der Reisende, der zum ersten Male auf dem Bahnhof aussteigt, glaubt im Dorf Hohenbocka zu sein denn der Bahnhof trägt diesen Namen, der Ort Hohenbocka dagegen liegt fast 3 km entfernt, während unser Dorf Hosena dicht am Bahnhof Hohenbocka gelegen ist. Häufig landen daher Fremde, deren Ziel Hohenbocka ist, bei uns – sehr zur Freude unserer Gastwirte, die diese Irrläufer gern aufklären und für ihren halbstündigen Fußmarsch stärken. Das Dorf Hosena, wendisch Hosny = Örtchen, bezw. Hozd = trockener Wald soll im Jahre 1575 68 Einwohner gehabt haben. Von dichtem Wald umgeben, befand sich hier ein herrschaftliches Vorwerk mit einer Schäferei und wenigen Waldarbeiterhäusern. 1774 werden bereits 13 Ganz- und Halbhufner, 6 Gärtner und 7 Häusler gezählt, und 1819 wohnten hier 36 Familien. In diesen alten Zeiten haben die Hosenaer nur etwas Ackerbau und Viehzucht getrieben, die Haupterwerbsquelle war für sie der Wald. Der Gemeinde stand das Aushütungs- und Holzleserecht in den königlichen Forsten zu. Um 1850 herum fing man mit dem Torfstich als Heizstoff an. Viele Fuhren Torf gingen in den folgenden Jahrzehnten in die benachbarten Städte. Von zahlreichen Katastrophen weiß die Chronik zu sagen: 8 schwere Feuersbrünste suchten unseren Ort heim, die letzte im Jahre 1888. 1896 wurde daraufhin eine freiwillige Feuerwehr gegründet und für rund 900 Mark eine Spritze angeschafft. Hagelunwetter vernichteten im Juni 1848 und im August 1860 sämtliche Feldfrüchte, bei diesem Unwetter wurden sogar Vögel und Hasen getötet. Ein Orkan riß im Dezember 1868 viele Scheunen, 3 Windmühlen und mehrere Tausend Bäume nieder. – Die Kriege 1866 und 1870/71 forderten kein einziges Opfer aus unserer Gemeinde, sämtliche 11, bezw. 20 Einberufenen kehrten unversehrt zurück. 1872 begann mit dem Eisenbahnbau für unseren Ort eine neue Periode. Am 31. März ging die erste Lokomotive von Ruhland nach Hosena. Auf dem Bahnhof – auf Verlangen des Grundherrn von Goetz. Hohenbocka, der seinen Grund und Boden zum Bau gab, Hohenbocka genannt – fand eine Feier statt, bei der Pastor Kubitz, Lauta, die Festansprache hielt und Lehrer Kleinschmidt mit den Schulkindern „Lobe den Herren“ sang. Die nunmehr vorhandenen Verkehrswege nach 4 Richtungen regten zur Ausbeutung des feinen weißen Quarzsandes an, der sich als vorzüglich geeignet zur Glasfabrikation erwies. 1874 wurde die erste Sandgrube eröffnet, der bis 1911 4 weitere folgten. Der Sand wurde und wird in alle Welt verschickt und seit 1907- Gründung der Glasfabrik von Streit - am Ort selbst verarbeitet. 1814 wurde das erste Schulhaus erbaut, 1857 brannte es mit einem großen Teil der Dorfes nieder: schon am 24. Oktober 1858 konnte Pastor Markus, Lauta, den Neubau einweihen. Durch den verhältnismäßig raschen Bevölkerungsanstieg in den Jahren der Industrialisierung unseres Ortes – die Einwohnerzahl stieg von 185 im Jahre 1850 und 544 im Jahre1880 auf 1406 im Jahre 1910 – ergab sich bald die Notwendigkeit eines geräumigeren mehrstöckigen Schulhauses mit Lehrerwohnungen. Am 1.März 1897 fand die Grundsteinlegung zu dem jetzt noch vorhandenen Bau statt, der am 16. Oktober feierlich eingeweiht wurde. Pastor Kammrath, Lauta, hielt an der alten Schule die Abschiedsrede, während von Superintendent Kureng am Neubau die Weiherede gehalten wurde. Auf das kleine Türmchen wurden 2 Glocken gehängt, die 16 Jahre lang bis zum Bau einer eigenen Kirche im Ort die Gemeinde ins Schulhaus und an Festtagen in den Gasthaussaal zum Gottesdienst riefen. Heute hängen diese beiden Glocken auf unserem Kirchtum. Die größere wanderte bereits 1913 dorthin, die kleinere Schulglocke trug unser stellv. Gemeindekirchenratsvorsitzende Wilhelm Heinsick eigenhändig im Jahre 1946 auf den Kirchturm. Seitdem sind die beiden treuen Rufer wieder vereint und mühen sich, die Gemeindeglieder in ihr schönes, durch Gottes Güte unversehrt gebliebenes Gotteshaus zu rufen. Stolz und dankbar war die Gemeinde, als endlich im Jahre 1913 eine Kirche im Dorf stand! Bis 1908 gehörte Hosena als Filiale zur Kirchgemeinde Lauta. Die Konfirmanden mußten in den Pfarrort zum Unterricht marschieren, und sämtliche Amtshandlungen, bis 1882 auch die Beerdigungen, fanden in Lauta statt. Am 25. März 1882 wurde der von der Ortsgemeinde Hosena angelegte eigene Friedhof mit dem ersten Begräbnis eröffnet. Vom Jahre 1903 an beschäftigte das Konsistorium in Breslau laufend Vikare in unserer Gemeinde: es waren dies die Pfarrvikare Menzel, Treutler, Blümel, Kaul und Eitner. Im Jahre 1908 wurde Hosena nach Hoyerswerda eingepfarrt, doch schon 4 Jahre später wurde diese Verbindung wieder gelöst, und seit dem 22. März 1912 ist die Pfarrstelle Hosena 3. Pfarrstelle von Ruhland. Der Pfarrer von Hosena übernahm dabei die Verpflichtung, alle 4 Wochen einen Nachmittagsgottesdienst in Ruhland zu halten. Praktisch wirkt sich diese Abmachung nur noch bei der Pfarrwahl aus, bei der Gemeindekirchenrat Ruhland zu hören ist. Von 1908 bis 1913 amtierte hier der emeritierte frühere Oberpfarrer von Parchwitz, Gustav Sucker. Trotz seines Alters setzte er sich energisch und umsichtig für den Kirchbau ein. Nachdem im Jahre 1909 der Ankauf des Bauplatzes für 4.000 Mark beschlossen und die Aufbringung der Baukosten in Höhe von rund 70.000 Mark geklärt war zu einem großen Teil durch Spenden, darunter 6.000 Mark von den hiesigen Sandgrubenbesitzern – konnte am 4. Juli 1912 das Fest der Grundsteinlegung gefeiert werden. Dabei sprach der Ortspfarrer über 1. Kor. 3, 11. Architekt Suchy, Ruhland, war der Erbauer der Kirche. Die Pläne zeichnete Regierungsbaumeister Lange. Der Bau ging ohne Unfall vonstatten. Die Einweihung hielt am 14. September 1913 Generalsuperintendent D. Haupt aus Breslau. Damit verbunden war die Einführung des neuen Ortspfarrer Albert Kaebsch durch Superintendent Dahlmann. Das weite, 400 Personen fassende Kirchenschiff ist von einem Tonnengewölbe überdacht, der Altar mit Kreuz besteht aus weißem Marmor, Kanzel und Taufstein sind aus Sandstein gefertigt. Pastor Kaebsch hatte als erste große Aufgabe den Pfarrhausneubau durchzuführen, der im September 1914 fertig wurde und 29.000 Mark kostete. Von dieser Summe wurde 21.000 Mark durch die „Große Liebesgabe der Provinzialsynode“ gedeckt. Beide Bauten, Kirche und Pfarrhaus, im Mittelpunkt unseres Ortes gelegen, erfreuen durch ihr ansprechendes Äußere jedes Auge. Umgeben von herrlich gewachsenen edlen Tannen, Kiefer und Rhododendron – der Kirchgemeinde gestiftet vom Fürsten Pückler aus seinem weltberühmten Park in Muskau – bietet unser Kirchlein besonders im Vollmondschein ein unvergeßlich eindrucksvolles Bild. Im Weltkrieg erwarb sich Pastor Kaebsch durch seine organisatorischen Fähigkeiten manche Verdienste um Kirch – Ortsgemeinde. Eine sorgfältig zusammengestellte Kriegschronik gibt Auskunft, daß von 1914 bis 1918 von 300 Kriegsteilnehmer 46 ihr Leben gaben und 4 als vermißt gemeldet wurden. Auch unsere beiden großen Glocken (13 und 7,5 Ztr. Schwer) wanderten in den Krieg. – Pfarrer Kaebsch verließ die Gemeinde Anfang 1920. Am 12. Februar 1920 wurde Pfarrer Hugo Schmidt aus Ostrowo gewählt In seiner Amtszeit wurden der allsonntägliche Kindergottesdienst und Jugendstunden eingerichtet, um den „bedauerlich geringen Besuch der Gottesdienste durch Kinder und Jugendliche“ zu haben. Schon lange projektiert, wurde am 1. Oktober 1920 eine kirchliche Gemeindepflegestation errichtet und mit einer Schwester aus der Oberlausitzer Synodaldiakonie besetzt. Im Jahre 1924 konnte für die 1917 abgelieferten Glocken Ersatzglocken beschafft werden: 1943 mußten sie wieder herunter genommen werden und wurden nach Kriegsschluß nicht mehr aufgefunden. – Pfarrer Schmidt, schon länger kränklich und seit 1. Oktober 1925 von Pfarrvikar Panke unterstützt, ging am 23. Dezember 1925 heim. Nach dreivierteljähriger Vakanz wurde Pfarrer Heinrich Stamer aus Wirschkowitz zum neuen Pfarrer gewählt und am 7. November 1926 durch Superintendent Köhler eingeführt. Um das kirchliche Leben anzuregen, wurde am 25. November 1927 eine Ev. Frauenhilfe ins Leben gerufen. Frau Margarete Schiedlo ist noch heute Leiterin, neben ihr steht Frau Lehrer Krause als Kassiererin. Die monatlichen Zusammenkünfte erfreuten und erfreuen sich eines guten Besuches, nur blieb in der Nazi – und Kriegszeit der Nachwuchs an jungen Frauen fast völlig aus. – Am 11. November 1928 fand eine Visitation durch Superintendent Köhler statt. Dabei wurde erneut auf das Schwinden kirchlicher Sitte und den Niedergang sittlichen Lebens hingewiesen. So fand 1933 die politische Bewegung geringen Widerstand, und die Kirchgemeinde wurde stark zersetzt. –Der 1919 bereits gegründete Kirchenchor, hervorgegangen aus dem seit 1908 bestehenden Gesangverein, behauptete sich unter seinem tüchtigen Dirigenten, Kantor Mahlberg, durch alle Zeitläufe. Er steht nun schon 10 Jahre unter der bewährten Stabführung von Frau Kantor Margit Raschke. Offen für die neue Kirchenmusik, versteht unsere begabte junge Dirigentin den Chor zu immer größeren Leistung zu führen, sodaß in der Adventszeit 1951 das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach aufgeführt werden kann. – Pfarrer Stamer, der mit großen Interesse die Entwicklung des Chors verfolgte, ging – wie sein Vorgänger – im aktiven Dienst heim. Er starb nach schwerem Leiden am 16.August 1948. Die Kirchenleitung setzte zur Entlastung des kranken Pfarrers schon im Frühjahr 1948 den gerade aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Pfarrer Paul Teichert ein. Dieser hat sich in der kurzen Zeit seines Wirkens fleißig bemüht, kirchlichen Sinn in der Gemeinde zu beleben. So richtete er tägliche Morgenandachten ein. Leider mußte er schon im Januar 1949 die Pfarrstelle wieder aufgeben. Als neuer Pfarrer wurde Pfarrer Gottfried Grundmann aus Görlitz gewählt. Nachdem er am 1. Mai 1949 seinen Dienst angetreten hatte, wurde er am 10. Juli 1949 durch Superintendent König eingeführt. Neben ihm stehen im Dienst der Kirchengemeinde zur Zeit folgende Kräfte: als Rendant und Kirchensteuererheber seit 1942 Lehrer a. D. Alfred Krause, als Nachfolger Kantor Mahlbergs: die Glöcknerin Frau Frieda Zedler seit 1945. Vorher versah Schmiedemeister Moritz Feller 48 Jahre lang das Glöckneramt: Kirchendienerin ist seit 1. Januar 1950 Frau Agnes Borchers als Nachfolgerin von Frau Schirmer und deren Vater, dem langjährigen Kirchendiener Münch: Bälgetreter ist Herr Buczkowski. In Kürze wird ein elektrischer Motor eingebaut werden. – Vom 25. bis 27. Juni 1950 war in unserer Gemeinde Generalkirchenvisitation. Bleibende Wirkungen gingen sonderlich von dem Gemeindeabend aus, auf dem Bischof Hornig einen großangelegten Vortrag über „Kirche heute“ hielt und Kirchenrat Lic. Kunze uns in die Weite der Missionskirchen führte. Der Männerkreis, der Anfang Oktober 1950 ins Leben gerufen wurde, darf mit als Frucht dieser Visitationsdienstes angesehen werden. An jedem ersten Sonntag im Monat versammeln sich rund 20Männer um das Wort. Nach intensiver Vorarbeit in den Bibelstunden nahmen 39 Gemeindeglieder an dem Berliner Kirchentag teil. Als unmittelbaren Auftakt sahen wir das Gemeindetreffen in Geierswalde 8 Tage vorher an, zu dem rund 80 Hosenaer mit Lastauto und auf Fahrrädern rollten. Schon im Vorjahre brachte ein Besuch unseres Bibelstundenkreises im gastlichen Wittichenau manche Anregung. Solche Begegnung von Gemeinde zu Gemeinde sollten mehr gepflegt werden. Hieran können sich alle Gemeindekreise, von den Kindern bis zu den Großmüttern – beteiligen. „Dienet einander! „ dieser Ruf darf nicht verstummen, er erhält die Junge Gemeinde, die Frauenhilfe und den Männerkreis wach und frisch. Bereit zum Dienst ist unsere Kinderkurrende. Sie dient an Krankenbetten und bei Altersgeburtstagen, bei Großmütter – Nachmittagen und im Kindergottesdienst mit dem gesungenen Wort Gottes. Die älteren Kurrendekinder wachsen jetzt langsam in den Kirchenchor hinein, sodaß hier der so nötige Nachwuchs nicht fehlt. Viel Arbeit, aber auch viel Freude macht dem Ortspfarrer und seiner Frau der Dienst an den Kindern in der Christenlehre und im Kindergottesdienst. Verständnisvolle Eltern, Großeltern und Paten fördern dieses Bemühen in steigendem Maße. Festliche Höhepunkte in Form von Ausflügen und Fröhlichen Nachmittagen schließen die treuen Kinder untereinander zusammen. So entsteht langsam von untenher ein Gemeindekern. Möchte Gottes Geist Selbst seine ganze Gemeinde mehr und mehr bereiten, zu stehen und sich zu bewähren in Seinem Dienst. Grundmann